Nicht nur die deutsche Sprache hat es mir angetan. Im Laufe der Jahre habe ich auch in ein paar andere Sprachen hineingeschnuppert. Sei es in der Schule, im Studium oder im Urlaub – ich liebe es, einer Sprache zumindest einmal Hallo zu sagen. Und jede Menge neuer Lieblingswörter zu lernen.
Schwedisch: påtår
Bei meinem Auslandsjahr in Madrid wurde eine Norwegerin meine beste Freundin. So beschloss ich, eine skandinavische Sprache zu lernen. Man sagte mir, die Norweger und die Schweden könnten sich verstehen, und Schwedisch hatte dieses tolle „a“ mit dem Kringel drauf, also fiel die Wahl auf Schwedisch. Erst besuchte ich eine Sprachschule, später lernte ich an der Uni weiter. Heute könnte ich noch vieles lesen, aber wohl keinen ordentlichen schwedischen Satz zustande bringen. Doch ein Wort werde ich definitiv nicht vergessen: „påtår“ (das „å“ wird wie das deutsche „o“ ausgesprochen) bezeichnet die zweite Tasse Kaffee, die in einem schwedischen Café gratis nachgeschenkt wird.
Italienisch: precipitevolissimevolmente
Eine Freundin aus der Schule hatte italienische Verwandte und wollte einen Italienisch-Kurs an der VHS belegen. Da war ich natürlich dabei. Die Lehrerin begann jede neue Übung mit „Allora“ und neben uns saß der alte Hans mit Brillengläsern so dick wie Kompottschalen. Wir übten Weg beschreiben, im Restaurant bestellen und schrieben Kontaktanzeigen: „Cerco un uomo“. Nach einem Semester gab ich auf, weil ich die Wörter permanent mit Spanisch verwechselte. Zuvor fragten wir unsere Lehrerin aber noch nach dem längsten italienischen Wort, das sie kennt. Ihre Antwort: „precipitevolissimevolmente“ – was so viel heißt wie: Hals über Kopf.
Finnisch: yksi, kaksi, kolme
Als Projektmanagerin in einem Übersetzungsbüro wanderten ab und zu auch finnische Texte über meinen Schreibtisch. Weil ich wissen wollte, warum die finnische Sprache so ellenlange Wörter und so viele doppelte Buchstaben hat, besuchte ich einen Wochenendschnupperkurs Finnisch. Ich lernte, dass die Finnen so lange Wörter haben, weil sie die ganzen grammatischen Informationen einfach an das Hauptwort dranhängen. „In meinem Auto“ ist dann nur ein Wort. Außerdem stellte ich fest, dass ich selbst die Zahlen von Eins bis Drei auf Finnisch noch nie gehört hatte. Denn die klingen so lustig, dass ich sie mir auf jeden Fall gemerkt hätte: yksi, kaksi, kolme.
Spanisch: chorizo
Die Liebe zum Español begann bei mir in der neunten Klasse mit einem lustigen Lehrer, der Gitarre spielen konnte und mit uns „Guantanamera“ sang. Während alle ein Auslandsjahr in den USA verbrachten, ging ich für ein Jahr nach Madrid. Später wurde die Sprache eine von zwei Ausgangssprachen in meinem Studium Literaturübersetzen, dann prüfte ich als Lektorin spanische Übersetzungen. Aber am liebsten denke ich an diese ersten Berührungen mit der spanischen Sprache in der Schule zurück. Neugierig blätterten wir uns durchs Wörterbuch, auf der Suche nach einem lustigen Namen für einen spanischen Radiosender, für den wir als Hausaufgabe eine Show schreiben sollten. Es wurde Radio Chorizo, weil wir uns – mit unserer jugendlichen Kichrigkeit – nicht mehr einkriegten: „Das heißt Paprikawurst!“
Englisch
Die englische Sprache begleitet mich nun seit mehr als 20 Jahren, deshalb ist es schwer, sich auf ein Lieblingswort festzulegen. Unzählige Situationen und Begriffe fallen mir gleichzeitig ein. Wie mein Leistungskurs-Lehrer uns immer mit den Worten „Motivation Wonderland!“ zu motivieren versuchte. Wie ich beim Sturzregen in New York die ganze Zeit an die Redewendung „it’s raining cats and dogs“ denken musste. Wie ich als Kind „Hiwi Metall“ sagte und „Heavy Metal“ meinte. Englisch war meine erste Fremdsprache und obwohl mir die korrekte Aussprache des „th“ immer ein Rätsel bleiben wird, bin ich unendlich dankbar, mit dieser einen Sprache auch in Ländern wie Dänemark, Italien oder Belgien einen Kaffee und etwas zu essen zu bekommen.
Ungarisch: csütörtök
Ich war ein Spätzünder, was den Besitz eines Smartphones betrifft. Und natürlich kam ich mit meinem Motorola-Aufklapphandy lange Zeit auch so durch. Aber dann gab es doch Situationen, in denen das Smartphone ganz neue Möglichkeiten bot. Wir machten Urlaub in Budapest und ich konnte kein Wort Ungarisch. Da ich wenigstens im Frühstücksraum „Guten Morgen“ und „Danke“ sagen wollte, nutzten wir jeden Morgen das WLAN unseres Hotelzimmers, um auf dem Handy die Seite dict.cc zu öffnen und uns die Basics vorsprechen zu lassen. Darunter auch die Tage der Woche, von denen der Donnerstag zu meinem Liebling wurde: „csütörtök“!
Niederländisch: woensdag
Und noch ein wunderbarer Wochentag: „woensdag“ ist der niederländische Mittwoch und spricht sich in etwa aus wie „wuhnsdach“, aber mit einem sehr sanft gehauchten „w“ vorne. Wie man dieses „w“ ausspricht, hat mir meine niederländische Mitpraktikantin in einem Übersetzungsbüro ein halbes Jahr lang versucht beizubringen. Schließlich war „woensdag“ schon der kleine „vrijdag“! Später besuchte ich einen einwöchigen Intensivkurs an der VHS und „chte“ mir den Rachen wund mit „Goedemorgen“ und Städtenamen wie „Gouda“. Als Entschädigung lernte ich, dass die deutsche Redewendung „sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen“ auf Niederländisch „sich nicht den Käse vom Brot nehmen lassen“ heißt. Na klar.