Dass ein gewisser Formzwang die Kreativität fördern kann, haben wir bereits bei der Schnipselpoesie und dem Haiku gesehen. Aber diese kleinen Formzwängchen sind nichts gegen die Regeln, mit denen die Gruppe Oulipo Literatur gemacht hat.

Dass ein gewisser Formzwang die Kreativität fördern kann, haben wir bereits bei der Schnipselpoesie und dem Haiku gesehen. Aber diese kleinen Formzwängchen sind nichts gegen die Regeln, mit denen die Gruppe Oulipo Literatur gemacht hat.
Als ich vor kurzem in Budapest war, entdeckte ich das Buch Polaroidok von Simon Márton1. Kurze Verse, versehen mit Nummern, manchmal nur ein kleiner Abschnitt pro Seite – sprich: eine hochinteressante Schreibweise! Da gab es nur ein kleines Problem: Ich kann kein Ungarisch, wollte aber unbedingt mehr über diese Form und das Buch wissen. Also habe ich Márton einfach gefragt.
In vielen Blogs, in denen es ums Schreiben geht, taucht ein Thema immer wieder auf: die Schreibblockade. Die Freiheit, über alles schreiben zu können, scheint uns manchmal zu blockieren. Wenn dann noch der hohe Anspruch an sich selbst hinzukommt, dass das jetzt aber gut werden muss, schreibt man am Ende gar nichts. Um solch eine Blockade zu überwinden, müssen wir also genau bei diesen beiden Auslösern ansetzen: Freiheit und Druck. Und sie ins Gegenteil umkehren – mit Schnipselpoesie.
Zeit ist abstrakt. Wie Liebe und Tod. Und Glück. Wer über die Zeit schreibt, sucht sich deshalb Konkretes. Ein konkretes Problem vor allem: zu wenig Zeit, die wir haben; zu viel Zeit, die schon vergangen ist. Und im Endeffekt geht es wie immer nur um uns. Doch was wenn die Zeit selbst mal im Mittelpunkt stehen soll?
Hat sich unser Leseverhalten durch die fortschreitende Digitalisierung verändert? Ja, hat es, denkt man. Und fühlt sich ertappt. Muss man aber gar nicht. Denn zum geht es vielen so. Und zum anderen kann man da Kunst draus machen.
Ich liebe Listen. Steht etwas erst auf einer Liste, ist es halb getan. Steht etwas auf einer Liste, hat es Wert. Was auf der Liste steht, ist spontan, ungeformt, der pure Gedanke. Dass eine Liste unter bestimmten Umständen aber eben auch literarisch sein kann, haben wir bereits am Beispiel der Stadtaufschreibung gesehen. Doch was für andere Arten von Listen gibt es, die wir ruhigen Gewissens mit dem Schriftzug „Gedicht“ bestempeln können? Hier eine Liste.
Wenn man eine neue Stadt bereist, fallen einem vor allem die Dinge auf, die anders sind als zu Hause. Die Wasserrinnen in Freiburg. Der Dom in Köln. Die roten Mülleimer mit den Sprüchen in Hamburg. Fleißig hält man all dies im Notizheft fest und wird sich später anhand weniger Stichpunkte wieder an die ganze Stadt erinnern, an die Atmosphäre, das Wetter und die Menschen. Doch was tun, wenn man seine eigene Stadt festhalten will, die man schon viel zu gut kennt?
Haiku sind kurze Gedichte, die den Moment einfangen. Zur Inspiration schauen wir uns die urbanen Haiku des Künstlers Rafaël Rozendaal an. Und Arnfried Astels Kurzgedicht über ein weggeworfenes Blatt Papier.
Der Twitter-Account @rheinbahn_intim und der Blog belauscht.de machen es vor: Die Stadt schreibt die besten Geschichten – man muss nur zuhören. Und schnell mitschreiben.
Es gibt Dinge, die macht jeder jeden Tag: Zähneputzen, essen, trinken. Vielleicht auch Mails checken, Blumen gießen, Geschirr abwaschen. Es sind Dinge, die weder unseren Puls erhöhen noch unsere Kreativität großartig beanspruchen. Wir machen sie automatisch. Das Gehirn kann das, um Energie zu sparen.
Und dann gibt es Sachen, die macht man eher nicht jeden Tag: dasselbe anziehen, einen Holzlöffel schnitzen, ein Gedicht schreiben. Zugegeben, diese Beispiele sind eher aus dem kreativen als aus dem praktischen Bereich. Doch genau deshalb sind sie perfekt für das Projekt Ein Jahr lang jeden Tag eins.